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Beitrag vom 13.07.2009
Mara und David - Once We Were Gods
Tatjana Zilg
Das Dresdner Duo legt ein außergewöhnlich schönes Album vor. Unglaublich, wie perfekt es ihnen gelingt, ein vielseitiges Spektrum an magischen und eingängigen Klängen aus der Kombination ...
... von purer Akustik-Gitarre, samtiger Stimme und Percussion-Instrumenten zu zaubern.
Anders als die Dresden Dolls kommen Mara von Ferne und David Sick tatsächlich aus der Elb-Metropole. Dennoch gibt es auch Ähnlichkeiten mit dem amerikanischen Kult-Duo. Nicht in der Wahl der Instrumente, sondern in der Art und Weise wie sie zu einem einzigartigen Stil gefunden haben, der von Raffinesse und Experimentierfreude zeugt. Auch auf der Bühne fesseln sie ihr Publikum mit vielen wahrhaftigen Momenten.
Dies alles zusammen brachte ihnen neben einer zunehmend deutschlandweiten Beliebtheit die Aufnahme eines ihrer Songs in die engere Auswahl für den Score der erfolgreichen US-Serie "The Cleaner" ein: "The Sizzling Noise" schleicht sich in einem langsamen Rhythmus an und spielt in einem sanften Timbre mit dem poetischen Text, der über die verhaltene Stimmung während einer Sommernacht sinniert. In einem Großteil der Songs ihres zweiten Albums "Once We Were Gods" finden Spannungs- und Kontrastpunkte eine stärkere Anwendung und bewirken so eine hypnotische Anziehung.
David Sick überzeugt mit einem meisterhaft gezupften Gitarren-Spiel und kreiert Klangteppiche, auf denen zu wandeln zum hochemotionalen Vergnügen wird. Mara von Ferne verwebt ihre Stimme ausgesprochen feingliedrig in diese und zeichnet in den von ihr selbst geschriebenen Texten die Höhen und Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen nach. So werden Nähe und Trennung, Verletzung und Verwunderung, Neugierde und Enttäuschung zu den Ausgangslagen ihrer Erkundungen.
Dabei scheut sie auch die dunklen Seiten des Lebens nicht. Die Irrungen und Wirrungen, die ein Verrat in der Seele auslöst, untersucht sie in "Fruit Of Betrayal". Durch Streicher- und Trompeten-Einsätze erhält der Song einen eindrucksvollen epischen Charakter.
Die Trennungs-Hymne "Here Now" wird von einem schamanischen Trommelschlag eingeleitet und zeigt sich von der Melodie erdverbunden tief, während der Gesang in luftiger Helligkeit darüber schwebt. "Machine" ist - wie schon der Titel vermuten lässt - der experimentierfreudigste Song des Albums und lädt zu Vergleichen mit Laurie Anderson und Beth Gibbons ein. Als Ausgleich tänzelt gleich darauf das sanfte "The Sizzling Noise" ins Ohr, das mit den gemäßigt dahinfließenden "Once We Were Gods" und "Weeping Clown" die Ruheinseln des Albums bildet.
Obwohl Mara von Ferne und David Sick vor einigen Jahren an der Hochschule für Musik "Carl Maria von Weber" in Dresden eingeschrieben waren, dauerte es eine ganze Weile bis sie sich dort über den Weg liefen und feststellten, dass sie sich musikalisch perfekt ergänzen: Sie widmete sich dem Jazz- und Popgesang, er studierte Gitarre und Weltmusik. Eine gute Grundlage für die Konzeption ihres eigenen Stils, der ein feines Netz aus Pop, Jazz und Weltmusik mit rockigen Nuancen verbindet. 2007 erschien das Debut "Sixteen Secrets". Ihre musikalischen Vorbilder sind dabei sehr breit gestreut und reichen von Joni Mitchell, Tori Amos und Björk über Ani DiFranco, Steve Reich und Radiohead bis zu Smashing Pumpkins, Pat Metheny, Sonic Youth und Pearl Jam.
Mara und David im Netz: www.mara-david.de und auf Myspace
Weiterhören: Ani DiFranco und Björk
AVIVA-Tipp: Keineswegs zu romantisch kommen die Songs des hochtalentierten Duos aus der Nähe des Erzgebirges daher. Obwohl Mara und David ganz auf die Kraft der Akustik-Gitarre und des Gesangs setzen, entfalten sie einen eindringlichen Ausdruck und eine stilvolle Wildheit, die sie auch mit dem Mega-Rock-Duo White Stripes vergleichbar macht.
Mara und David
Once We Were Gods
Label: Songways, Ozella Music, VÖ Juni 2009